Sie hören die Aufnahme eines Kleinklaviers der Marke Steingraeber, das 1955 in Bayreuth gebaut worden ist. Es steht im Haus einer musikalischen Familie und soll daher zum gemeinsamen Musizieren genutzt werden. Da es sich aktuell auf der eigentlich angenehmen Tonhöhe von 420 Hertz befindet, soll es auf Wunsch der Klavierbesitzer höher gestimmt werden, so hoch wie es mir möglich erscheint. Das Mögliche wird einerseits durch das Alter und andererseits durch die geringe Höhe des Klaviers bestimmt. Für die Tonhöhe ist nämlich außer der Saitenspannung vor allem das Volumen der Saite zuständig. Das Volumen setzt sich aus der Länge und der Dicke bzw. dem Durchmesser der Saite zusammen. Wenn man der Saite nun konstruktionsbedingt Länge nimmt, dann muss man das an der Saitenstärke, also dem Durchmesser, zufügen. Dickere Saiten muss man aber für die Tonhöhe stärker spannen als dünnere Saiten. Daher bergen nach meinen Erfahrungen vor allem dickere Saiten im Bass von Kleinklavieren gerade aus Deutschland (im Vergleich zu Pianos der gleichen Bauhöhe aus Japan) ein erhöhtes Risiko in sich, dass die Saiten brechen können.

Natürlich kann man Saiten ersetzen. Aber das hat Nebeneffekte, über die man in der Regel nicht spricht. So muss man für den Wechsel der Saite den Stimmnagel etwas herausdrehen und anschließend wieder mit der neuen Saite eindrehen. Gerade bei älteren Pianos ist das Holz nicht mehr im besten Zustand, und die Stimmnägel der Saiten stecken oben am Klavier in einem Stimmstock aus Holz, der sich hinter der Platte aus Gusseisen verbirgt. Mehrere Drehungen der Stimmnägel können schon dazu führen, dass die Saite anschließend die in Klavieren hohe Saitenspannung nicht mehr hält und sich die Saite daher schneller als die Nachbarsaiten verstimmt. Man hat sich also mit dem Saitenbruch eine Dauerbaustelle ins Klavier gebaut. Daher gehe ich gerade mit älteren und vom Format her diesbezüglich gefährdeten Pianos entsprechend sorgsam um. In diesem Fall entschied ich mich daher, dem Instrument etwas Spielraum zu geben, den andere Instrumente auch anpassen können, nämlich 5 Hertz. Das ist der Grund, warum das Piano von der Klavierstimmerei Praeludio in einem Termin von 420 auf 435 Hertz höher gestimmt worden. Vergleichen Sie mit der Aufnahme vorher bei 420 Hertz!

Zum Thema Kleinklavier:

Im Seitenkopf sehen Sie verschiedene Bilder, die in einer Slideshow abgespielt werden. Auf einem Bild sehen Sie eine Taste dieses Klaviers in der Seitenansicht. Dort kann man erkennen, wie die Klavierbauer der damaligen Zeit an allen möglichen Stellschrauben darum bemüht waren, das Klavier immer kleiner, also niedriger zu machen. Warum war das so?

Nun vor allem war es eine Kopie der Einsicht aus einem anderen Bereich, den man hier kopiert hat. Es hatte sich die scheinbar großartige Erkenntnis in allen Bereichen der Industrie und somit auch bis hin zu den industriell fertigenden Klavierbauern herumgesprochen, dass man den Gewinn optimieren kann, wenn man an verschiedenen Stellen spart. Unsere Klavierhersteller sparten am Material. Denn aus den ursprünglich hohen Klavieren wurde das so genannte Kleinklavier. Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam das Kleinklavier den Zusatz modern, da nach diesem Krieg, den vor allem wir Deutschen schnell vergessen wollten, alles Moderne ganz selbstverständlich besser war als das Alte. Daher konnte man den Menschen in den 60er und 70er Jahren die Modernisierung ihrer alten Pianos als einen Mehrwert verkaufen. Im Zuge dieser Modernisierung verschwanden die Kerzenleuchter und die Elfenbeinbeläge wurden mit damals zum Teil noch schlechten Kunststoffoberflächen der Tasten ersetzt. Mit dem kleineren Klangkörper des Kleinklaviers waren auch kürzere Saiten verbunden, die ein maximaler Verstoß gegen das Wissen der Klavierbauer ist, dass nämlich die Inharmonizität vor allem der Basssaiten mit geringerer Länge steigt. Gleichzeitig erhöht sich wie eingangs erwähnt das Risiko von Saitenbrüchen. Darüber hinaus nimmt man dem Klavierspieler mit einem Spielwerk, dem man den notwendigen Raum für Hebelverhältnisse innerhalb der Klaviermechanik entzieht, den erwünschten Spielraum zum Ausdruck seiner Empfindungen über die sprachlichen Mittel der Musik. Auf einen Nenner gebracht: Die Klavierbauer sparen mit dem Kleinklavier an Qualität. Wer gegenüber einer sinnlichen und musiksensiblen Kundschaft an Qualität spart, spart sich damit ganz konkret zu Tode. Diese Entwicklung ging etwas später mit dem Moderator zum leiseren Üben sowie dem Silent Piano, das man gar nicht mehr hört, weiter. Wenn man aber den Klavierspielern indirekt übermittelt, dass man sie nicht mehr hören will und dass man auch nicht bereit ist, ihrem immanten Bedürfnis nach Ausdruck ihrer Befindlichkeit mit dem jeweils zeitgemäß zur Verfügung stehenden Breitband der Möglichkeiten Raum zu geben, dann sind rückläufige Umsatzzahlen nicht nur auf lange Haltbarkeit des Produkts zurückzuführen, sondern ein Ergebnis des Kontextes, in dem die Klavierhersteller ihr Marketing betreiben.

Anmerkung: Gleich zu Beginn hören Sie bei diesen sowie auch bei anderen meiner Hörbeispiele häufig ein Knarzen. Das sind keine Störungen der Aufnahmetechnik oder Nebengeräusche aus dem Klavier. Das Knarzen kommt vom Klavierstuhl. Solche Stühle zwingen einen zum absoluten Stillsitzen – und lenken daher von der Performance beim Klavierspiel ab. Zum Beispiel bei diesem Stuhl habe ich alle Schrauben angezogen. Leider ohne das Nebengeräusch deutlich reduzieren zu können. In diesem Fall hilft nur ein neuer Stuhl, falls einen der Zwang zum Stillhalten von seiner Performance, also vom ausdrucksstarken und gefühlvollen Klavierspiel, nicht nur ablenkt, sondern im Endergebnis ganz davon abhält. Ganz zu schweigen von der Fehlerquote, die durch eine solche Störung erhöht wird!

Ist auch Ihr Klavier oder Flügel verstimmt? Dann finden Sie hier die Leistungen und Festpreise der überregionalen Klavierstimmerei Praeludio für den Landkreis Wunsiedel.

Bitte beachten Sie, dass sämtliche Hörbeispiele der Klavierstimmerei Praeludio durch das Copyright geschützt sind.

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