Sie hören die Aufnahme eines Klaviers der Marke Astor. Es wurde laut Angabe der Klavierbesitzerin lange nicht gespielt. Das heißt natürlich, dass es noch länger nicht gestimmt worden ist. Mich erwartet also eine Herausforderung.

Meine Kundin wohnt in einem schönen Haus mit gepflegtem Garten. Das hat sie sich als Lohn für die Mühen ihres Lebens gegönnt. Und will sie mit dem Klavierspiel im Ruhestand aktive Selbsttherapie betreiben, also die Erholung freudvoll optimieren.

Das Instrument stammt dem Augenschein nach aus Korea. Das verraten mit einige Details wie die Verwendung von dickeren Druckstäben, die Modellbezeichnung, die mit über 2 Millionen verdächtig hohe Seriennummer. Tatsächlich ergibt später ein Blick in den Atlas der Pianonummern, dass das Piano von Young Chang in Korea hergestellt worden ist. Der Name Astor wurde geschickt gewählt, den der ist international in den Mehrwert-Ländern des Westens gut verwertbar, da er den Eindruck erweckt, das Klavier würde aus der sprachlich identischen Region stammen. Die hohe Seriennummer suggeriert, dass der Hersteller schon über sehr viel Erfahrung und auch Erfolg im Klaviergeschäft verfügt. Und wenn das Klangmöbel auch noch ordentlich verarbeitet ist, stimmt fürs Auge erst einmal alles. Was fehlt ist der Preis. 7.990 DM zahlte die Kundin und meinte, das wäre nicht viel. Zu dieser Schlussfolgerung kam sie wohl nach dem Besuch des Klaviergeschäfts, dass noch teurere Instrumente im Laden stehen hatte. Und das ist es, was die Klavierpreise ausmacht: Der Vergleich mit den teuren deutschen Pianos. Doch sind die hohen Preise auch gerechtfertigt? Wenn Sie heute ein Klavier kaufen, dann sollten Sie wissen, dass die Preise der deutschen Pianos vor ein paar Jahren dramatisch gestiegen sind. Was war der Grund? Nun, nachdem man eingesehen hat, dass der europäische und amerikanische Markt so genannte gesättigte Märkte sind, hat man mit Freude festgestellt, dass sich mit China ein Riesenmarkt auch für deutsche Klaviere geöffnet hat. Folglich sind die mittlerweile schon ausreichend zahlreichen vermögenden Chinesen. Die können sich durch überteuerte Produkte, deren Preis von einem exklusiven und das heißt (den Normalverdiener) ausschließenden Marketing bestimmt wird, von anderen unterscheiden. Das Piano bekommt einen Mehrwert als Unterscheidungsmerkmal. Dieses Kriterium ist aktuell für das überzogene Preisniveau der deutschen Klaviere und Flügel kennzeichnend. Folglich müssen die asiatischen Pianos ebenso überteuert sein, wenn die deutschen Klaviere zum Vergleich dienen.

Wie steht es um das Innenleben unseres Klaviers der Marke Astor? Es klingt nicht schön. Daran hat wohl die Verstimmung ihren Anteil. Aber ich höre schon die Härte der koreanischen Filze, die nämlich mit einem Spezialmittel getränkt werden. Ferner stelle ich fest, dass manche Tasten hängen bleiben.

Bei genauerer Analyse stelle ich fest, dass die Mechanikschrauben locker sind. Das erzeugt zum einen störende Nebengeräusche. Zum anderen können die Klavierhämmer seitlich wandern. Das führt dazu, dass sie am Nachbarn hängen bleiben. Ferner treffen sich nicht alle Saiten, die für jeweils eine Taste angelegt sind, der so genannten Saitenchor. Als Folge der falschen Positionierung zu den Saiten können sich die Hammerfilze über die Zeit schief einschlagen.

Die klemmenden Tasten werden durch einen Werksfehler verursacht. So muss man das bezeichnen, wenn die Tasten der Ganztöne nicht und die Tasten der Halbtöne auf Vorderfall ausgewogen und mit Gewichten ausgestattet sind. Dann fällt es zwar dem Klavierspieler leichter, die Taste nach unten zu drücken. Aber sie fällt anschließend zu langsam zurück. Wenn die Taste aber zu langsam zurückfällt, blockiert sie das Anschlagen des Hammers für den nächsten Ton. Das heißt, man hat für 7.990 Euro ab Werk das Gegenteil einer optimalen Repetition eingekauft. Mit dieser Diagnose ist ein Klavierkäufer natürlich überfordert. Aber wo hat er sein Klavier mit scheinbar deutschem Namen von einem Hersteller mit hohen Seriennummern und somit viel Erfahrung und Erfolg gekauft? Von einem deutschen Händler. Der ist Fachmann und sollte wissen, dass er dem Kunden gerade nicht nur ein Klavier mit einer sehr guten Gewinnspanne, sondern genau genommen spielerisch und klanglich minderwertiges Produkt verkauft.

Das ist die Ausgangslage. Nicht gerade motivierend. Denn das gewinnträchtige Geschäft ist ja längst abgeschöpft. Und nun kommt erst die menschliche Seite. Es geht um Musik. Was macht die Musik mit uns? Sie harmonisiert uns. Wie es aussieht, werden die Zeiten immer schlimmer. Der Bedarf an Harmonie, an Möglichkeit zur Selbsthilfe, an einer kostengünstigen Gelegenheit zur am besten vorbeugenden Eigentherapie wird ein immer dringenderes Bedürfnis. Denn selbst in unseren Wohlstandsgesellschaften kommt der ursprüngliche Sinn des Lebens in seiner ganzen Tragweite an: Überleben! Entspannung über das Klavierspiel ist der Wunsch meiner Kundin. Das soll ihr Piano für sie leisten. Das muss ich also möglich machen. Im Idealfall besser als sie das Tasteninstrument einst aus Korea geliefert über einen deutschen Händler gekauft hat. Wird mir das gelingen? Seien Sie gespannt und hören Sie sich die nächsten Bearbeitungsschritte an, um am Schluss den in dieser Aufnahme hörbaren Zustand mit einem überraschenden Ergebnis vergleichen zu können.

Ist auch Ihr Klavier oder Flügel verstimmt? Dann finden Sie hier die Leistungen und Festpreise der überregionalen Klavierstimmerei Praeludio für den Landkreis .

Bitte beachten Sie, dass sämtliche Hörbeispiele der Klavierstimmerei Praeludio durch das Copyright geschützt sind.

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