Meine Antwort auf diese Frage, erzeugt wohl aufgrund ihrer scheinbaren Flapsigkeit immer wieder Heiterkeit. Denn Sie lautet:

Eine Totalverstimmung ist erreicht, wenn man die Melodie des gespielten Stückes nicht mehr erkennt!

Gibt es so etwas wirklich? Oder ist das nur ein gut gemeinter Scherz? Nein, solche Klaviere hatte ich schon mehrfach erlebt und deren Verstimmung hier auch schon dokumentiert. Jeder vernünftige Klavierstimmer formuliert im Fall der Konfrontation mit einem solchen Spezialfall die vor einem liegende Aufgabe so, dass er gut aus der Sache herauskommt:

Das Klavier ist nicht mehr stimmbar. Sicherheitshalber wird dann auch gar nicht viel geprüft und getestet. Man begründet das vielleicht gerade noch mit dem biblischen Alter des Instruments, falls einem die Unterlagen zur Verfügung stehen, dies vor Ort mal schnell zu recherchieren. In unserem Fall wurde das Instrument 1912 von dem Klavierbauer Alexander Herrmann in Sangerhausen gebaut. Damit hat das Instrument zwei Weltkriege überlebt und ist im Moment 109 Jahre alt.

Diese beeindruckenden Zahlen erwecken in den Klavierbesitzern in der Regel die Bereitschaft, es endgültig sterben zu lassen. Der schmerzliche Prozess des Loslassens kann nicht gestoppt werden. Er muss zu Ende geführt werden. So ist die Hoffnung des Klavierhandels sowie der Klavierindustrie, die ihre Kreativität einseitig destruktiv auf Negativargumente und extrem ungünstige Werteinschätzungen alter Flügel und Klaviere anstrengen.

Doch in unserem Beispiel wird eine andere Geschichte geschrieben, nämlich die des Trotzes und des Aufstandes gegen das Unglaubliche. Die Kundin hat nämlich – wie so viele Menschen – eine Beziehung zu dem Musikmöbel. Sie hatte selbst früher auf einem anderen Akustikpiano gelernt, und dieser Lernprozess war für sie überwiegend mit positiven Erlebnissen verbunden. Zu dem Klavier aus unserem Hörbeispiel kam nicht sie, sondern das Instrument fand sie. Es stand nun in einem Haus, das zum Abbruch frei gegeben war. Der Leiter des Abbruchs entdeckte das Piano und rief sie an, ob sie das Instrument haben wolle. Sie sagte spontan zu. So kam es zu ihr und stand nun in der Wohnung.

Dann kam Corona und mit der Pandemie bekamen wir mehr Zeit in unser Leben. Was fängt man mit frei zur Verfügung stehender Zeit an? Man könnte sich wieder dem Klavierspiel zuwenden und sich Gutes tun. So kam es, dass sie das letzte Klaviergeschäft in dem relativ großen Ort beauftragte, das Klavier herzurichten und zu stimmen. Doch der Fachmann fühlte sich überfordert, kapitulierte vor der Herausforderung und wie oben beschrieben formulierte es das so, dass er selbst keinen Kompetenzverlust erlitt, indem er die Schuld auf das Instrument übertrug, indem er es als unstimmbar bezeichnete.

Inzwischen ist jedoch weitgehend bekannt, dass selbst so einstmals renommierte Branchen wie Ärzte und Banker im Interesse des Geschäfts und längst nicht mehr im Interesse des Kunden beraten und entscheiden. Daher holt man sich heute ganz selbstverständlich eine zweite Meinung. Doch wo kann man in Sachen Klavier eine vertrauenswürdige zweite Meinung heute noch finden?

Man geht ins Internet und findet die Klavierstimmerei Praeludio. Aus Erfahrung klug fragt man zuerst einmal die Konditionen ab. Dann vereinbart man einen Termin. Praeludio kam, schaute sich gemeinsam mit dem Kunden das Instrument an, spielte es zur Probe, dokumentierte dabei den Ist-Stand, und begann dann mit den umfangreichen Tests, ob das Piano überhaupt noch stimmbar ist.

Nachdem ich den Eindruck gewonnen hatte, dass es stimmbar ist, begann ich wie beim Testen mit dem ebenso außergewöhnlich umfassenden Vorstimmen, da bei diesem Instrument nicht nur fast jeder Einzelton massiv in sich, sondern auch die verschiedenen Lagen zueinander stark unterschiedlich verstimmt waren. Dabei orientierte ich mich an der grob zu ermittelnden Grundtonhöhe des Instruments, die man den Kammerton nennt. Dem Grundton kam mein Frequenzmessgerät mit unglaublichen 325 Hertz auf die Spur. Das sind ungefähr 3 Ganztöne unter den seit 1939 üblichen 440 Hertz. Aber letztendlich ist das kein Problem, wenn man alleine spielt. Schließlich gibt es ja Kompositionen, die bei 440 Hertz in F- oder sogar in E-, D- oder C-Tonarten geschrieben, also mehrere Ganztöne unter dem Kammerton, womit man genau genommen für ein bestimmtes Stück die Tonlage gesenkt hat, ohne das Instrument umstimmen oder gar den Kammerton diskutieren zu müssen.

Wie wird nun das Ergebnis ausfallen? Bekomme ich das Instrument tatsächlich gestimmt? Wie gut werde ich es stimmen können? Hören Sie selbst und vergleichen Sie die Totalverstimmung auf dieser Seite mit der erreichten Endstimmung!

Ist auch Ihr Klavier oder Flügel verstimmt? Dann finden Sie hier die Leistungen und Festpreise der überregionalen Klavierstimmerei Praeludio für Ingolstadt.

Bitte beachten Sie, dass sämtliche Hörbeispiele der Klavierstimmerei Praeludio durch das Copyright geschützt sind.

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    Klavierstimmer, Klavier stimmen, Ingolstadt, Alexander Herrmann, Baujahr 1912, total verstimmt, Hörbeispiel
    • Type: Original
    • 91 bpm
    • Key: B
    • © All rights reserved
    • Ingolstadt, Deutschland
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