Sie hören ein leicht verstimmtes Klavier der alten deutschen Marke Zimmermann. Die Marke wurde 1884 in Leipzig gegründet. Während der deutschen Teilung wurde das Fabrikat in der DDR weitergeführt. Nach der Deutschen Einheit wurde Zimmermann von Bechstein (Berlin) übernommen und unter dem Label Designed by Bechstein weitergeführt. Danach kamen die Instrumente zuerst aus dem neuen Stammwerk Bechstseins in Seifhennersdorf. Doch schon länger war bekannt, dass die Pianos der Marke Zimmermann heute für die Klaviere stehen sollen, die für den chinesischen Markt bestimmt sind und daher auch in China produziert werden. Mit diesem Instrument hatte ich nun selbst das erste Mal die Gelegenheit, das neu konzeptionierte Instrument kennenzulernen.

Das Klavier befand sich auf der Tonhöhe von 436 Hertz. Da es alleine gespielt wird, habe ich es auf dem tieferen Kammerton mit seiner besseren Wirkung für unsere Entspannung belassen. Die Stimmbarkeit ist für deutsche Stimmer eigenartig, denn es hat chinesische Klaviersaiten. Diese haben eine für Pure Sound Saiten typische höhere Elastizität, deren Reaktionsweise man erst gewohnt sein muss. Dank meiner 10 Jahre in einem international belegten Klavierlager in Deutschland habe ich bereits ziemlich viel Erfahrung mit dieser Besonderheit chinesischer Pianos.

Ansonsten weicht es von der traditionellen Bauweise Bechsteins insofern ab, als es oben im Wirbelfeld keine Agraffen mehr, sondern den längst bei Klavieren üblichen Druckstab hat. Dieser ist auffällig dick, was für deutsche Klaviere selten ist. Der Grund liegt darin, dass diese Zimmermann-Serie in China produziert wird, und für China war Yamaha (Japan) als erster Lehrmeister und Vorbild tonangebend. Dieser dicke Kapodaster, von dem man auch Bilder oben im Seitenkopf sehen kann, wurde von Yamaha als sein Ergebnis der Kopien aller relevanten Features von berühmten Marken entwickelt. Im Gegensatz zu den Yamaha-Uprights sieht man aber in diesen Zimmermann-Klavieren immer noch den Filz unter den Saiten im Wirbelfeld. Auch mit dieser Gewohnheit der traditionellen Klavierbauer haben die Japaner gebrochen und produzieren heute alle aufrechten Klaviere ohne Filz im Wirbelfeld oben am Klavier. An diesen Stellen erkennt man den deutschen Klavierdesigner. Ansonsten beschränkt sich das Design auf das Logo, in dem man mit dem Gründungsjahr 1884 angibt. Alter steht hier im Klavierbau verkürzt für Qualität. Wer so alt geworden ist und immer noch Klaviere produziert, der muss ja gut sein! Die Wahrheit ist aber wie eingangs beschrieben, dass von dem einstigen Markenkern genau genommen wenig übrig ist. Hier wurde schon seit langem der eingängige deutsche Name missbraucht, um eben einen bestimmten Eindruck zu erwecken. In der DDR-Zeit standen Klaviere von Zimmermann, Geyer, etc. für den Eindruck Made in Germany. Dass die Klaviere günstig in der DDR produziert wurden, haben die Händler in Westdeutschland geflissentlich ihren Käufern gegenüber verschwiegen.

Die Tasten sind auf Vorderfall ausgewogen. Das heißt: Die Taste ist ein Hebel, den man vorne mit dem Finger nach unten bewegt und an dessen hinteren Ende die Klaviermechanik beschleunigt wird. Nach dem Herunterdrücken der Taste soll diese wieder in ihre Ausgangsposition zurückkehren. Dafür wiegt man Tasten aus. Beim Klavier bekommen die Tasten in der hinteren Hälfte ein oder mehrere Gewichte. Beim Flügel werden die Tasten in der vorderen Hälfte gewichtet. Den Unterschied zwischen Klavier und Flügel macht die Position der Klavierhämmer zur Schwerkraft der Erde und das Pianopedal. Bei den beiden Gruppen (Klavier/Flügel) unterscheidet sich die Arbeitsweise des linken Pianopedals wesentlich. Beim Flügel wird das gesamte Spielwerk gemeinsam mit der Klaviatur verschoben, so dass die Hämmer eine Saite weniger pro Ton anschlagen (Una Corda Pedal), außer in der untersten Oktave, wo nur eine Saite angeschlagen wird. Dort werden die Hämmer auf entsprechenden Saite weicher intoniert, um die Lautstärke zu verringern. Beim Klavier dagegen wird der Hammerweg verkürzt. In der Nebenwirkung verändert sich beim Flügel das Gewicht auf der Taste nicht beim Verschieben, beim Klavier dagegen spürbar. Das verringerte Gewicht bewirkt nun beim Klavier, dass dieses Defizit an Gewicht den falsch ausgewogenen Tasten fehlt, schnell genug wieder in die Ausgangsposition zurückzukehren, wenn es um das schnelle Wiederanschlagen, die so genannte Repetion, geht. Aufgrund dieses technischen Fehlers ab Werk, kann es beim schnellen Wiederanschlagen zu Aussetzern des Tons kommen. Das wirkt nach außen wie ein Fehler, den man üblicherweise dem Klavierspieler anrechnet. Doch der ist frei von jeder Schuld. Denn hier handelt es sich um einen klassischen und gar nicht seltenen Werksfehler.

Der Moderator ist schlecht eingebaut. Das heißt, wenn man das mittlere Pedal einschaltet, dann schiebt sich ein Filztuch zwischen Saiten und Klavierhämmer. Nun müssen die Hämmer zuerst den neuen Widerstand des Tuchs überwinden. Ist das Tuch zu weit von den Saiten entfernt, so kommt beim Leisespiel oft kein Ton heraus. Das heißt, diese Positionierung zwingt mich, mit ausreichend viel Dampf in die Tasten zu schlagen. Für die Entwicklung einer gefühlvollen und somit ausdrucksstarken Klavierspielkultur sind mit einem zu weit von den Saiten entfernten Moderator schlechte Voraussetzungen geschaffen.

Vergleichen Sie leichte Verstimmung aus der Aufnahme auf dieser Seite mit der Endstimmung. Vor allem im zweiten Teil der Aufnahme hört man doch deutliche Unterschiede.

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    Klavierstimmer, Klavier stimmen, Fürstenfeldbruck, Zimmermann, 436 Hertz, Hörbeispiel, Designed by Bechstein
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