Eine letzte Aufnahme des Klaviers der Marke Steingraeber (Bayreuth), das 1908 mit dem außergewöhnlichen hohen Klangkörper von 150 cm gebaut worden ist. Diese Aufnahme soll zum Vergleich zwischen offenem und geschlossenem Gehäuse dienen. Denn der so genannte Umbau ist nicht nur Möbel, dass das eigentlich interessante Innenleben zu einer Zeit versteckt hat, als das Musizieren in der Breite ein neues Phänomen war, das vorher nur einer kleinen Elite vorbehalten war. In dieser Aufnahme mit geschlossenem Gehäuse hören Sie, dass der Anschlag der befilzten Klavierhämmer auf den Saiten vom Gehäuse verschluckt wird. Der Pianoklang wird noch weicher als beim offenen Gehäuse oder auch beim Flügel.

Interessanterweise empfinden vor allem junge Musiker, die aus der Welt der digitalen Instrumente kommen und das Akustikpiano neu entdeckt haben, dass das Piano offen gerade aufgrund des hörbaren Anschlags ehrlicher wirkt. Hier könnte jedoch eine unterschwellige Besonderheit ausschlaggebend sein, die man kaum in Worte fasst und sich der Tatsache daher auch nicht wirklich bewusst ist, weil sie zu einfach zu sein scheint:

Bei digitalen Instrumenten ist der Prozess der Ton-Erzeugung nicht nachvollziehbar. Das ist ein Vorgang der irgendwo zwischen Dioden, Potenziometern, Filtern sowie in Schaltkreisen stattfindet. Und weil man nichts sehen kann, ist es auch nicht möglich, über das Auge auf den Vorgang der Ton-Entstehung Einfluss zu nehmen. Öffnet man dagegen ein analoges Instrument wie das Akustikpiano, so liegt vor einem ein beeindruckendes Spielwerk. Nun erst sehe ich, wie weit eigentlich die Reichweite meiner Finger geht. Denn das Gehäuse versteckt ja alles. Was ich von der Taste zu sehen bekomme, ist in der Regel nicht einmal die Hälfte der Taste. Aus der Hirnforschung weiß man, dass wir bei Sportarten mit einem Schläger, den Schläger als Teil unserers Körpers in den Bewegungsplan einbeziehen, den wir anschließend im Kleinhirn speichern. Das Gleiche würde beim Klavier spielen geschehen, wenn wir die Reichweite unserer Finger sehen könnten. Denn mit der Möglichkeit zum Einblick in den Prozess der Tonentstehung würde das Klavierspiel, aber vor allem die Gestaltung des Tons ganzheitlich, also von mehr Sinnen gesteuert und kontrolliertbar, wie z.B. der Einsatz der Pedale. Seien wir einmal ehrlich: Bislang sitzen wir doch an einer in der Kybernetik so genannten Black Box, also einem Gerät, in das wir nicht hineinschauen können, geben eine Informaiton ein, um zu hören, was herauskommt und machen uns irgendeinen Reim darauf, was hinter den Wänden der Black Box geschieht. Diesen Vorgang nennt man in der Wissenschaft übrigens Modellbildung. Das Modell ist zuerst einmal beliebig, bis jemand kommt, der aufzeigen kann, dass es Fehler hat. Dann gilt ein neues Modell. Dieser Vorgang der Theorie findet solange statt, bis wir die Technik haben, in die Black Box hineinzuschauen. Das war z.B. in der Hirnforschung erstmals 1985 der Fall und hat nachfolgend durch die Einsicht die nun mögliche Erkenntnisse revolutioniert. Beim Klavier ist das viel einfacher. Wir können das Gehäuse öffnen – oder wir wählen eine heute mögliche Lösung, indem wir das Gehäuse durchsichtig machen. Wenn wir das Innenleben also hinter Plexiglas verpacken, können wir diese Möglichkeit zum ungehinderten Einblick in die Mechanik mit Licht, möglichst in verschiedenen Farben garnieren, da verschiedene Farben auf uns unterschiedlich wirken. In einem solchen Transparent-Piano würde unsere Stimmung somit nicht mehr nur klanglich, sondern auch durch Licht und Farben stimulierbar. In der Wissenschaft nennt man das Stimmungsmanagement. Aus Sicht der modernen Hirnforschung könnte so ein Instrument = Werkzeug dazu beitragen, seinen persönlichen emotionalen Stil zu ermitteln, oder schlicht die Selbstharmonisierung zu optimieren.

Anmerkung: Falls Sie an tief gehenderen Einsichten zum Thema Ermittlung des eigenen emotionalen Stils interessiert sind, lesen Sie das Buch Warum regst Du Dich so auf? von dem Hirnforscher Richard Davidson (der sogar im Auftrag des Dalai Lama forscht!), übersetzt von Sharon Begley.

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Bitte beachten Sie, dass sämtliche Hörbeispiele der Klavierstimmerei Praeludio durch das Copyright geschützt sind.

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    Klavierstimmer, Klavier stimmen, Ansbach, Steingraeber, 150 cm hoch, Baujahr 1908, Hörbeispiele
    • Type: Original
    • 90.5 bpm
    • Key: D
    • © All rights reserved
    • Ansbach, Deutschland
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