Das aus Russland stammende Klavier konnte gestimmt werden. Nur 2-3 Stimmnägel sitzen deutlich lockerer als die anderen, aber es ist noch nicht kritisch. Nach einer kleinen Reparatur in der Mechanik funktioniert diese auch soweit. Vergleicht man jedoch das Musikstück in der verstimmten und gestimmen Version so stellt man nun fest, dass ich am Anfang einen Ton ausgelassen habe. Warum habe ich das gemacht? Nun, das habe nicht ich, sondern das Klavier bzw. dessen Mechanik gemacht. Und zwar habe ich versucht, möglichst gefühlvoll das Stück zu beginnen. Das heißt, man drückt auch die Tasten langsamer, damit nur ein leiser Ton entsteht. Doch das war für dieses Piano eben zu langsam. Die auf der Taste eingegebene Kraft reichte für die Reibung in der Mechanik nicht aus, dass der Hammer hörbar bis zu den Saiten geführt wird. Der Ton blieb aus. Das fällt einem Kenner des Stückes oder beim vergleichenden Hören sofort auf. Ein fehlender Ton ist in unserem Verständnis von Können ein Fehler. Der wird immer dem Klavierspieler zugeschrieben. Was kann nun der Klavierspieler tun, um den Fehler nachhaltig zu vermeiden? Was denken Sie? Machen Sie ruhig eine Pause, denken Sie nach und schreiben Sie Ihre Lösung auf…

Die einfachste Lösung ist: Man spielt weniger gefühlvoll. Man gibt einfach mehr Gas und drückt grundsätzlich stärker auf die Tasten. Das wirkt zwar weniger angenehm, aber das Stück kommt zumindest ohne Fehler rüber. Mit anderen Worten: Die mögliche Performance wird nicht erreicht. Denn die Performance beim Musizieren wird davon bestimmt, inwieweit ich meine Gefühle derart ausdrücken kann, dass deren Ausdruck auch dem Zuhörer unter die Haut geht. Erst dann wird meine Performance von außen als eine gelungene Darbietung gewürdigt.

Der aufwendigere Weg ist es, die Mechanik und Klaviatur zu überarbeiten, damit diese möglichst flüssig funktionieren können. Das kostet Zeit und somit Geld und bei Klavieren, die ab Fabrik in einem System wie in Russland mit materiell geringen Möglichkeiten sowie ohne erfahrene Fachleute möglichst kostengünstig produziert worden sind, hat man keine Garantie, dass der Klavierservice zu wirklich hochwertigen Ergebnissen gelangen kann.

Als ich den Klavierbesitzern erläuterte, warum ich von ihrem Instrument nicht nur Audio-Aufnahmen, sondern auch noch Fotos mache, schlossen diese, dass sie dann wohl demnächst mit einem Hörbeispiel rechnen könnten. Nicht unbedingt, antwortete ich, da ich noch nicht weiß, welche sinnvolle und möglichst positive Story ich mit diesen Hörbeispielen verbinden kann. Einen Tag später habe ich einen guten Grund gefunden, die folgende Geschichte zu erzählen:

Unser Klavierspieleinsteiger wird in ein paar Tagen 10 Jahre. Er singt und spielt bereits Saxophon. Nun will er zum Klavier wechseln, um sich beim Singen selbst begleiten zu können. Zufällig fand seine Familie in Ebay-Kleinanzeigen ein Klavier, dass gegen Abholung verschenkt wird. Also fuhr man hin und holte sich das Klavier. Das Instrument bekam den besten Standort mitten im Wohnzimmer. Beim ersten Ausprobieren stellte man fest, eine Taste funktioniert nicht. Also musste ein Klavierfachmann her. Man suchte im Internet und fand die Klavierstimmerei Praeludio, die zeitnah einen Termin anbieten konnte.

Als ich kam, begegnete ich einer netten Familie mit musikalischen Kindern. Der Sohn will wie bereits beschrieben mit dem Klavier spielen beginnen. Wenn man bereits in einer Schiene läuft, dann ist meist die Bereitschaft gering, diese zu verlassen, etwas ganz Neues lernen zu wollen. Wenn aber diese Bereitschaft vorhanden ist, dann muss die dahinter stehende Motivation ziemlich groß sein.

Wir sprachen über die allgemeine Entwicklung im Klavierbau sowie über die Einschätzung des Trends zum Digitalpiano. Ich konkretisierte den aktuellen Stand und verwies auf die weiteren Entwicklungen. Der Sohn hörte sich das alles interessiert und offen an. Da ich es häufig erlebe, dass sich diese Offenheit in Rückzug umkehrt, wenn ich mein Gegenüber mit der Tiefe und Masse an weiter führenden Informationen in der Kürze der Zeit überfordere, habe ich mich zurückgehalten – um die Informationen jetzt in schriftlicher Form nachzureichen:

Wer noch dazu schon in jungen Jahren ein so guter bzw. ambitionierter Musiker ist, dass er sich selbst begleiten will, für den sind die nächsten Schritte meiner Ansicht eine Selbstverständlichkeit. Das betrifft die Nutzung der zeitgemäßen Möglichkeiten der Musikaufnahme als Audio oder Video sowie die Nachbearbeitung am PC – und wiederum im nächsten Schritt die öffentlichkeitswirskame Publikation auf einem oder mehreren Internetportalen wie z.B. hearthis.at oder youtube.com.

Anmerkung zu Youtube: Sie müssen bei allen Links zu Videos bei Youtube damit rechnen, dass Sie von Werbung belästigt werden. Vor allem am Anfang erscheinen die meisten Einblendungen, die Sie wegklicken können. Seien Sie aufmerksam, denn wenn Sie schnell sind (5 Sekunden), werden die eingeblendeten Werbungen nicht als gesendet gezählt! Daher empfehle ich grundsätzlich als die bessere Videoplattform für Vimeo. Noch besser wäre es, wenn wir europäische oder deutsche Videoplattformen zur Auswahl hätten. Doch auch in diesem Punkt ist unser politisches Bewusstsein und die Bereitschaft zum entsprechenden Handeln noch nicht weit genug fortgeschritten.

Fortsetzung: Wo liegt der zu erwartende größte Gewinn, wenn sich ein Mensch auf die bis heute üblichen Zugänge zum Musizieren einlässt? Anders formuliert: Wer schöpft den höchsten Gewinnanteil ab? Eine Institution, die einen professionellen Betrieb anbietet und daher natürlich am Gewinn orientiert ist – oder der einzelne Mensch, die Persönlichkeit des Musikers?

Nun der junge Klavierspiel-Einsteiger beschäftigt sich nicht nur mit seinen musikalischen Talenten und bringt diese im vorgegebenen Rahmen von Institutionen wie dem Klavierunterricht oder dem Chorgesang zur Geltung, sondern überschreitet die vorgegebenen Grenzen, indem er sich mit der Gestaltung von Inhalt mit den zeitgemäßen Werkzeugen der Musikbearbeitung am PC und nachfolgend mit dem Thema Marketing beschäftigt. Das ist ganzheitliches Musikschaffen. Richtiger, da zeitgemäßer Musikunterricht ermöglicht es den Kids, diesen Weg spielerisch beschreiten zu können, indem er sie auf diesem Weg als Coach und Scout zu begleiten. Die Formulierung eines derartigen Weges ist gleichzeitig die Einladung für die Musiklehrer, die zwar fit in der Musik, aber noch nicht fit im Umgang mit den zeitgemäßen Medien sind. Die Lösung heißt: Gemeinsam lernen. Für die Eltern gilt: Wer seinen Kindern diesen umfassenden Lernweg ermöglicht hat, braucht sich um deren Zukunft keine Sorgen zu machen. Was sollte später noch schief gehen? Ihre Kinder haben nicht nur ihre Talente entwickelt, sondern wissen dann bereits aus der eigenen Erfahrung, wie das Leben läuft – und wie man dem Lauf des Hasens die Richtung vorgibt, nämlich mittels Marketing!

Sie halten das für übertrieben? Musiklehrer meinen, sie könnten dabei bleiben, den Kindern Fingertechniken und Noten beizubringen, sie am besten ein Leben lang mit dem Lernen immer neuer Lieder in möglichst immer komplexeren Formen zu beschäftigen? Die Zeit ist vorbei. Davon erzählen die Erfolgsgeschichten junger Musiker, die schon seit ein paar Jahren am Firmament des Musikhimmels strahlen. Kommen Sie mit und lernen Sie z.B. Jacob Collier näher kennen:

Jacob ist heute 25 Jahre jung. Er ist Engländer und wuchs mit der Musik auf, da seine Mutter Musikdozentin, Violinistin und Dirigentin in der Royal Academy of Music ist. Jacob hat das Talent im Übermaß. Er sagt von sich, er habe nie geübt, sondern immer nur gespielt. Dazu passend durfte er sein Zimmer, sein Kinderzimmer in ein Musikuniversum verwandeln. Es ist ein Sammelsurium von Instrumenten sowie eines Computers mit Musiksoftware. Im zarten Alter von 17 Jahren trat er in Eigenregie, also im Selbstmarketing mit selbst gemachten Musikvideos in das Licht der Öffentlichkeit. Der Gag war: Er bildete alleine einen ganzen Chor und stellte diese in Multitracks in nur einem Video dar. Später spielte er eine ganze Band und man sah und hörte die ganze Band, also Jacob an verschiedenen Instrumenten gleichzeitig in einem Video mit mehreren Fenstern.

Der Stil seiner Musikvideos wurde zum Muster für völlig neue Live-Auftritte. Um diese technisch zu ermöglichen, kam es 2014-2015 zu einer Zusammenarbeit mit Ben Bloomberg, der das dazu notwendige Hard- und Software-Equipment entwickelte. Zum einen wurde die Loop-Station als Live-Werkzeug vollwertig integriert. Und zum anderen erfuhr Jacobs Gesangstalent die technische Unterstützung eines Harmonizers, der live bis zu 12 Harmoniestimmen erzeugen kann. Und dann begann eine lange Tour durch Europa und USA, die Jacob auf der Bühne alleine gestaltete. Denn Jacob ist ein Multi-Instrumentalist, der seine eigenen komponierten und arrangierten Songs spielt und singt! Und das ist die neue Richtung, die Jacob Collier als Trendsetter aufzeigt, nämlich die selbst gemachte Musik. Das ist auch der Trend, der von der Musikindustrie durch neue Musikwerkzeuge verfolgt wird.

Jacob Collier erfuhr von Anfang an die Unterstützung von Musikern wie Quincy Jones, Herbie Hancock und Chick Corea. Und es kam sehr schnell zu Live-Auftritten mit Superstars wie Cory Henry, (Youtube) einem weiteren Riesentalent, das man unbedingt kennen sollte, wenn man wissen will, in welche Richtung sich die Musik entwickelt.

Jacob Collier bietet als Werbeträger die Möglichkeit, einer breiten Öffentlichkeit die Werkzeuge zu vermitteln, die man braucht, wenn man seine eigene Musik entwickeln, spielen und publizieren will. Dieser Trend, der von der gesamten reproduzierenden Musikindustrie natürlich ignoriert wird, bekommt durch die aktuelle Coronakrise eine deutliche Beschleunigung und Aufmerksamkeit, da die eigene Musik nun verstärkt ins Bewusstsein vieler Menschen rückt. Immer mehr Leute begeben sich zum System auf Distanz. Die negativen Folgen des Neoliberalismus für Mensch und Natur sind zu deutlich. Gleichzeitig ist der politische Wille zur Veränderung begründet durch die von Lobbyisten manipulierten Entscheidungsträger in der Politik zu gering. Diese Diskrepanz ist in der Gesellschaft angekommen. Im Rahmen einer grundlegenden Neuorientierung gewinnt auch das Spielen und Gestalten der eigenen oder Variationen bereits bekannter Musik (wieder) ihren berechtigten Raum, während die bislang übliche Variante des identischen Nachspielens fertiger Werke deutlich an Reiz verloren hat. Der damit verbundene Niedergang der Klassik, den ich schon länger vorhersage, wird zusätzlich durch die Tatsache gefördert, dass in kurzer Zeit die meisten Leistungsträger der Klassik aus Asien, vermutlich aus China kommen werden, da dort diesbezüglich die meisten Anstrengungen unternommen werden und gleichzeitig all unsere Musikhochschulen schon seit Jahren von Asiaten überlaufen sind, da für diese das kostenlose Studium in Deutschland günstiger sowie hochwertiger ist als zu Hause. Die negative Einschätzung der kulturellen Übernahme durch die Asiaten wird mit den sich verschiebenden Machtverhältnissen in der Welt einhergehen, wie wir sie aktuell schon erleben.

Was lernen wir daraus? Es genügt nicht mehr, EIN musikalisches Talent zu entwickeln, um ein Instrumentalist oder Sänger zu werden. Das UMFASSENDE Musiktalent will entwickelt und gefördert werden. Dieser Trend betrifft nicht nur die talentierten Spitzenmusiker, sondern die Breite der musiksensiblen Menschen. Das heißt wiederum, der Begabte braucht wesentlich mehr als nur sein Talent, um in einer sich neu entwickelnden breiten Masse an Musikern noch als Superstern am Musikhimmel nicht nur erkannt zu werden, sondern dem man auch aufgrund seiner Leuchtkraft folgen kann und als Vorbild folgen will!

Sie wollen die Informationen zu dem hier geschilderten Trend vertiefen? Hier sind einige Links für Sie:

[Die eigene Musik gestalten]( klavierspiel.info/lernen.html#...musik-gestalten) (Homepage klavierspiel.info, Matthias Meiners)

Für die beiden folgenden Videos, mit denen er erstmals öffentlich beeindruckt gilt: Sie wurden arrangiert und komplett realisiert von Jacob Collier. Der Gesang steht im Vordergrund, die ebenso von Jacob Collier gespielten Instrumente stehen (noch) im Hintergrund:

Pure Imagination (Steve Wonder) von Jacob Collier (Youtube)
Isn‘t she lovely (Stevie Wonder) von Jacob Colliert (Youtube)

Jacob Collier 2017 live beim MIT am Akustikpiano, dem Impuls-Keyboard von Novation verbunden mit dem neuen Harmonizer (Youtube)

Jacob Collier bei Wikipedia

Der Youtube-Kanal von Jacob Collier (Youtube)

Zum Schluss noch eine wichtige Antwort auf die Frage des jungen Musikers:

Seine Frage lautete: Schadet es meinem Klavier, wenn meine etwas jüngere Schwester auf die Tasten schlägt? Darauf antwortete ich, dass das Klavier dadurch zwar schneller verstimmen könnte, was man korrigieren kann. Aber sie würde nichts kaputt machen. Schließlich sollen Klaviere ja professionelle Pianisten aushalten, die im Vergleich zu Kindern viel mehr Kraft haben. Das war meine Standard-Antwort, die weder ihn noch mich wirklich zufrieden gestellt hat. Er erwartete wohl eine Antwort von der Kategorie Schattensprung. Doch die zaubert man nicht einfach so aus dem Ärmel. Daher nun mein Nachtrag:

Wenn Deine Schwester härter auf die Tasten schlägt, dann leistet sie am Ende vielleicht den entscheidenden Beitrag dazu, dass Du schneller ein besseres Klavier bekommst! Sieh es also positiv und informiere Dich schon mal, was Dein nextpiano.de sein könnte!

Ist auch Ihr Klavier oder Flügel verstimmt? Dann finden Sie hier die Leistungen und Festpreise der überregionalen Klavierstimmerei Praeludio für den Landkreis Ansbach.

Bitte beachten Sie, dass sämtliche Hörbeispiele der Klavierstimmerei Praeludio durch das Copyright geschützt sind.

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    Klavierstimmer, Klavier stimmen, Landkreis Ansbach, Russisches Klavier, 432 Hertz, zeitgemäßer Musikunterricht, Hörbeispiele
    • Type: Live
    • 94 bpm
    • Key: C
    • © All rights reserved
    • Wolframs-Eschenbach, Deutschland
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